Erwachsene brauchen keine Auffrischimpfungen für Tetanus und Diphtherie |
Die Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie alle zehn Jahre ist ein fester Bestandteil des Impfkalenders der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland. Diese Empfehlung, die auch in vielen anderen industrialisierten Ländern gilt, wurde nun von einer neuen Studie in Frage gestellt.
Bereits 2017 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Empfehlung für regelmäßige Auffrischimpfungen gegen Tetanus und Diphtherie im Erwachsenenalter zurückgezogen. Vorausgesetzt, dass eine vollständige Immunisierung im Kindesalter erfolgt, sei ein lebenslanger Schutz gegen diese Krankheiten gewährleistet, so die WHO damals. Grundlage dieser Entscheidung war unter anderem eine Studie von Dr. Mark Slifka und seinem Team an der Oregon Health & Science University, die zeigte, dass Auffrischungen frühestens alle 30 Jahre notwendig seien.
Eine aktuelle Untersuchung derselben Arbeitsgruppe, veröffentlicht in „Clinical Infectious Diseases“, unterstützt diese These weiter. Die Forscher analysierten die Inzidenzen von Tetanus und Diphtherie in 31 nordamerikanischen und europäischen Ländern über einen Zeitraum von 2001 bis 2016. Dabei stellte sich heraus, dass Länder ohne regelmäßige Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter keine höhere Inzidenz dieser Krankheiten aufwiesen. Bei der Diphtherie war die Inzidenz in Ländern mit Auffrischimpfungen sogar höher, was jedoch auf einen Ausreißer (Lettland) zurückzuführen war.
Die Studie, die Daten von über 11 Milliarden Personenjahren umfasst, bestätigt die WHO-Position: Regelmäßige Auffrischimpfungen gegen Tetanus und Diphtherie im Erwachsenenalter sind unnötig. Die Autoren schlagen vor, die eingesparten Mittel zur Verbesserung der Impfquoten bei anderen wichtigen Impfungen zu verwenden.
INFO:
Tetanus
Tetanus, auch als Wundstarrkrampf bekannt, wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht. Diese Bakterien kommen weltweit im Erdreich und im Darm von Tieren vor. Sie können durch Wunden in den menschlichen Körper gelangen.
Symptome:
- Muskelkrämpfe, beginnend oft im Kiefer (Kieferklemme)
- Schmerzen und Steifheit in den Muskeln, besonders im Nacken und Bauch
- Schluckbeschwerden
- Schwere Krämpfe können zu Atemproblemen führen
Prävention:
- Impfungen sind der effektivste Schutz. Eine Grundimmunisierung in der Kindheit wird empfohlen.
Diphtherie
Diphtherie wird durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht. Die Krankheit wird durch Tröpfcheninfektion (z.B. Husten oder Niesen) oder engen Kontakt mit einer infizierten Person übertragen.
Symptome:
- Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
- Fieber
- Schwäche
- Bildung von grauen Belägen im Rachenraum, die zu Atemproblemen führen können
Komplikationen:
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Nervenschäden
- Atemwegsblockaden durch Beläge im Rachen
Prävention:
- Auch hier ist die Impfung die beste Schutzmaßnahme. Kinder erhalten eine Grundimmunisierung.